Biodiversitäts- und Klimakrise gemeinsam angehen: Ja zur Biodiversitätsinitiative!
Raffael Ayé,
Ein Drittel der einheimischen Arten und die Hälfte der natürlichen Lebensräume der Schweiz sind gemäss den internationalen Kriterien für Rote Listen gefährdet.
Intakte, artenreiche Ökosysteme speichern grosse Mengen an CO2. Ganz besonders Moore: sie bedecken nur 3% der Erdoberfläche, speichern aber rund ein Drittel des terrestrischen Kohlenstoffs. Auch Wälder und natürliches Grasland speichern viel CO2 – solange sie intakt sind. Artenarme Wälder sind gegenüber Trockenheit oder Schädlingen wie dem Borkenkäfer anfälliger und können flächig absterben. Dadurch wird CO2 freigesetzt. Generell sind artenreiche Ökosysteme widerstandsfähiger als artenarme.
Biodiversitätsinitiative schützt unsere Lebensgrundlagen
Intakte Ökosysteme reduzieren Hochwasser, Erosion und Steinschlag. Die Biodiversität sorgt für fruchtbare Böden und eine funktionierende Bestäubung.
Die Biodiversitätsinitiative schützt unsere Lebensgrundlagen! Sie verpflichtet Bund und Kantone, die notwendigen Flächen, Mittel und Instrumente für den Erhalt der Biodiversität bereitzustellen. Die Initiative verankert die bewährte Praxis der Interessenabwägung in der Verfassung und schützt sie vor politischen Angriffen. Als Verfassungstext gibt die Initiative die grundlegenden Regeln vor. Welche Flächen mit welchen Instrument und Mitteln gesichert werden, muss innerhalb von fünf Jahren bestimmt werden. Im Fokus stehen Biodiversitätsgebiete, die nachhaltige wirtschaftliche Nutzung und die Artenvielfalt vereinen. Denn mit geeigneten Förderinstrumenten gehen der Schutz der Biodiversität und eine rücksichtsvolle Nutzung Hand in Hand. In der Schweiz findet im grössten Teil der Naturschutzgebiete eine Nutzung statt, oftmals forst- oder landwirtschaftliche aber auch andere Formen der Nutzung.
Schon heute wird einiges für die Biodiversität getan. So fördern BirdLife, engagierte Landwirte und Partner im Tessin, im Dreiländereck um Basel und in weiteren Regionen den Steinkauz, seine Lebensräume und damit unzählige weitere Arten. Die Biodiversität wird erfolgreich gefördert, während die Landwirte gleichzeitig hochwertige Nahrungsmittel produzieren. Mit der Initiative können solche lokalen Erfolge gestärkt und in weitere Regionen ausgeweitet werden.
Ausbau erneuerbare Energien und Schutz der Artenvielfalt gehen Hand in Hand
Die Gegner behaupten, die Biodiversitätsinitiative gefährde die Umsetzung des Stromgesetzes. Das ist schlicht falsch. Die Trägerorganisationen der Initiative inklusive BirdLife haben das Stromgesetz unterstützt, weil auch uns Klimaschutz wichtig ist. Wir wollten es genau wissen und haben von einem renommierten Professor der Rechtswissenschaften ein Gutachten erarbeiten lassen. Das Rechtsgutachten zeigt eindeutig: die Biodiversitätsinitiative ist mit dem Stromgesetz kompatibel.
Die Biodiversitäts- und die Klimakrise sind Zwillingskrisen. Der internationale Klimarat und der Biodiversitätsrat betonen, dass sie gemeinsam angegangen werden müssen. Mit dem Stromgesetz hat die Schweiz einen Schritt für den Klimaschutz getan. Jetzt muss sie endlich auch einen Schritt zum Schutz der Biodiversität tun. Die Biodiversitätsinitiative ist mit dem Stromgesetz und wirtschaftlichen Nutzungen kompatibel. Deshalb JA zur Biodiversitätsinitiative am 22. September!
Raffael Ayé
Geschäftsführer von BirdLife Schweiz und Vorstandsmitglied des Trägervereins der Biodiversitätsinitiative