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Umweltschutz kostet – Unwetter auch

Olivia Senn,

«Die Umweltverantwortungsinitiative (UVI) verursacht zu hohe Kosten.» Diesen Satz höre ich täglich. Allerdings kostet es uns noch viel mehr, nichts gegen den Klimawandel zu tun.

Um die Erwärmung auf 2 Grad Celsius zu begrenzen, müssten wir ca. 1 Prozent des BIP (rund 8 Milliarden Franken pro Jahr) ausgeben. Auf der anderen Seite würden uns die Folgen des ungebremsten Klimawandels gemäss BAFU (2021) bis 2050 jährlich bis zu 4 Prozent des BIP kosten. Das sind rund 32 Milliarden Franken pro Jahr – vier Mal mehr als die Kosten der Klimaschutzmassnahmen. Allein die Infrastrukturschäden werden pro Jahr rund 1 Milliarde Franken betragen (UVEK, 2019). Zum Vergleich: die Unwetter 2024 haben den stark betroffenen Kantonen Reparaturkosten in der Höhe von 119 Millionen verursacht (BAFU, 2024).

Wenn wir mit dem heutigen Wirtschaftsmodell weiterfahren, verfehlen wir die Klima- und Umweltziele. Die letzten 50 Jahre “Klimaschutz” haben das bewiesen. Im vergangenen Jahr haben wir zum ersten Mal die globale Erwärmung gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter von 1.5°C überschritten (Copernicus.eu, 2024). Selbst eine grüne Wirtschaft bleibt marginal, weil es sich im bestehenden System schlicht nicht lohnt, ökologisch und fair zu produzieren. Damit nachhaltiges Wirtschaften rentabel wird, bräuchte es entweder eine Katastrophe – oder, besser, einen entsprechenden klaren gesetzlichen Rahmen.

Ein neues Wirtschaftssystem in 10 Jahren

Am 9. Februar 2025 haben wir die Chance, unser Wirtschaftssystem neu auszurichten. Eine Wirtschaft, die ökologisch, sozial und wirtschaftlich rentabel ist und innerhalb der planetaren Grenzen agiert. Denn ohne intakte Lebensgrundlagen und eine gesunde Gesellschaft gibt es langfristig keine funktionierende Wirtschaft.

Die UVI fordert genau das: sie zwingt uns, unsere Abhängigkeit von ressourcenintensiven und umweltschädlichen Praktiken zu überdenken. Gleichzeitig schafft sie Anreize für Innovation. Unternehmen können profitieren, indem sie auf nachhaltige Technologien und Produkte setzen, die international stark nachgefragt werden. Für die Energiewirtschaft bietet die Initiative eine enorme Chance. Eine konsequente Reduktion fossiler Brennstoffe und der Ausbau erneuerbarer Energien sind essenziell, um die Ziele der Initiative zu erreichen.

Eine Einladung zum Wandel

Die UVI ist keine Anti-Wirtschafts-Initiative, sondern eine Einladung, unsere Wirtschaft und unseren Konsum mit den Grenzen des Planeten in Einklang zu bringen. Sie stellt sicher, dass die Schweiz nicht länger Profiteurin globaler Umweltzerstörung ist, sondern eine Vorreiterrolle übernimmt.

Die Frage ist nicht, ob wir handeln müssen, sondern wann und wie. Die Umweltverantwortungsinitiative UVI bietet eine mutige und zukunftsweisende Antwort. Indem wir sie unterstützen, setzen wir ein starkes Zeichen für eine nachhaltige Schweiz und eine gerechtere Welt.

Olivia Senn

Umweltnaturwissenschaftlerin ETH & Campaignerin UVI



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