Die Energiestrategie 2050 stärkt die Versorgungssicherheit
Markus Unterfinger,
Die Schweizer Stromversorgung steht die kommenden Jahre vor grossen Herausforderungen. Vor allem internationale Entwicklungen wie die Unsicherheiten bei der Gasversorgung, vermehrt ungeplante AKW-Ausfälle in Frankreich und der zunehmende Ausschluss aus dem europäischen Strommarkt gefährden eine Versorgung, wie wir sie in den vergangenen Jahren gewohnt waren. Im Zentrum der Kritik steht auch immer wieder die Energiestrategie 2050.
Vier Szenarien zur Stromproduktion
Tatsächlich sähe die Schweizer Stromversorgung heute sehr anders aus, wären die energiepolitischen Weichen im Zuge der Energiestrategie 2050 in eine andere Richtung gestellt worden. Die vorliegende Studie «Wie könnte die Schweizer Stromproduktion heute auch aussehen?» geht den stark divergierenden Forderungen in der Entstehungsphase der Energiestrategie 2050 auf den Grund. In ihr wird anhand von vier Szenarien untersucht, inwiefern andere oder eben «alternative Energiestrategien» die heutige inländische Stromproduktion beeinflusst hätten. Die vier Szenarien reichen von einem Stopp im Ausbau der erneuerbaren Stromproduktionskapazitäten ohne Neubauverbot für Atomkraftwerke bis hin zu einer kräftigen Beschleunigung der Energiewende verbunden mit einem schnellen Atomausstieg. Dabei analysiert die Studie nicht nur den Technologiemix, sondern auch die Versorgungsqualität, die Umweltfreundlichkeit und die Kosten.
Die Resultate zeigen, dass nur der massive Ausbau der erneuerbaren Energien die Stromversorgung kurz- und mittelfristig sicherstellt. Knapp fünf Terawattstunden – eine Terawattstunde davon im Winterhalbjahr – hätte die Photovoltaik im Jahr 2021 zusätzlich bereitstellen können, wenn der ambitionierteste Ausbaupfad bei den Erneuerbaren beschritten worden wäre. Bis im Jahr 2025 wären sogar neun Terawattstunden zusätzliche Stromproduktion mit Photovoltaik möglich gewesen. Wenn die Mittel für den Ausbau erneuerbaren Energien hingegen stärker limitiert oder ganz gestrichen worden, dann stünde heute bis zu zweieinhalb Terawattstunden weniger Strom pro Jahr zur Verfügung. Die Differenz würde bis im Jahr 2025 auf fast fünf Terawattstunden steigen, womit heute zusätzliche Kurzfrist-Massnahmen zur Sicherung der Stromversorgung ergriffen werden müssten.
Die Untersuchung zeigt, dass eine generöser ausgestaltete Energiestrategie 2050 zu deutlicher Mehrproduktion und somit zu einer sichereren Stromversorgung geführt hätte. Da die erneuerbare Stromproduktion dank der Dezentralisierung im Jahresverlauf weniger schwankt als die Stromproduktion in zentralen AKW’s, hätte dies auch die Versorgungsqualität erhöht. AKW’s fallen jährlich und meist ungeplant aus, was einen grossen Stromverlust zur Folge hat.
Für Léonore Hälg, Autorin der SES-Studie, ist klar: «Die Förderung der erneuerbaren Energien stärkt und garantiert die Versorgungssicherheit der Schweiz. Die Atomkraft reduziert sie.» Ein massiver Ausbau der PV-Leistung würde schliesslich die Notwendigkeit von Stromimporten verkleinern und der verbrauchte Strom in der Schweiz wäre umwelt- und klimafreundlicher.
Das eidgenössische Parlament hat es nun in der Hand diese Versäumnisse aufzuarbeiten und die Rahmenbedingungen für die erneuerbare Stromproduktion deutlich zu verbessern.
Léonore Hälg
Leiterin Fachbereich erneuerbare Energien & Klima
+41 44 275 21 24
leonore.haelg@energiestiftung.ch