Erfolgreiche Energiewende dank Bürger:innen-Beteiligung
Felix Nipkow,
Europaweit existieren verschiedene Formen, wie sich Bürger:innen an Wind- oder Solarkraftwerken beteiligen können. Die Europäische Union hat das Erfolgspotenzial solcher Modelle erkannt und fördert diese entsprechend. Im Auftrag der SES hat Dr. Benjamin Schmid analysiert, welche Erfahrungen aus der Förderpolitik fünf europäischer (Teil-)Staaten gezogen werden können, um deren Potenzial für die Energiewende in der Schweiz besser zu nutzen. «Die Vorteile liegen auf der Hand», erklärt Studienautor Schmid. «Beteiligungsmöglichkeiten können die Akzeptanz der Energiewende insgesamt erhöhen, zusätzliches Kapital zur Finanzierung von neuen Anlagen generieren und die demokratische Mitbestimmung in der Energieversorgung verbessern. Dadurch sollten mehr erneuerbare Energieanlagen realisiert werden.»
Drei Vorschläge für die Schweiz
Als Fazit der Analysen von Dänemark, Deutschland, Österreich, Schottland (UK) und Wallonien (BE) leitet die Studie drei Vorschläge ab, welche die Beteiligungen von Bürger:innen und die Akzeptanz der Energiewende auch in der Schweiz erhöhen und somit die Energiewende beschleunigen können.
- Bei den derzeit eingesetzten Finanzierungsinstrumenten für erneuerbare Energien ist fehlende Planungs- und Investitionssicherheit ein zentrales Hindernis für die Entwicklung von Bürger:innnen-Beteiligungsprojekten. Ein schweizweit einheitlicher und langfristig garantierter Rückliefertarif für eingespeisten Strom aus kleinen und mittelgrossen Photovoltaikanlagen (< 500 Kilowatt) könnte hier Abhilfe verschaffen und damit den Ausbau befördern.
- Das Modell der «Zusammenschlüsse für den Eigenverbrauch» sollte erweitert werden, so dass Eigenverbrauch nicht nur am Ort der Produktion, sondern im gesamten lokalen Verteilnetz möglich ist. Dies schafft Anreize, verfügbare Flächen vollständig für Photovoltaikanlagen zu nutzen und die brachliegenden Potenziale optimal auszuschöpfen.
- Ähnlich wie in Dänemark sollte die Pflicht eingeführt werden, dass ein bestimmter Anteil des Eigentums neuer erneuerbare Energie-Anlagen – beispielsweise 20 Prozent – für Investitionen von Anwohner:innen und Standortgemeinden geöffnet werden. Damit kann die Bevölkerung besser eingebunden werden, was die Akzeptanz – gerade bei Windkraftprojekten – verbessern kann.
Energiewende – ein gesamtgesellschaftliches Projekt
«Die erfolgsversprechenden Aspekte der europäischen Förderpolitik sollten der Schweiz als Vorbild dienen», kommentiert Felix Nipkow, Leiter Fachbereich erneuerbare Energien bei der SES, die Studienresultate. «Denn dort kommt der Ausbau von Sonne und Wind rascher voran als bei uns.» Es sei klar, dass die Energiewende nicht allein mit technologischen Lösungen umgesetzt werden kann. «Es eilt. Für das nötige Tempo beim Ausbau erneuerbarer Energien brauchen wir alle. Die Energiewende muss ein gesamtgesellschaftliches Projekt werden.»
Politik kann den Rahmen setzen
Für Priska Wismer-Felder, Die Mitte-Nationalrätin und Mitglied der Energiekommission UREK, kommen die Studienerkenntnisse zum richtigen Zeitpunkt. «Ich kenne die Bedeutung von Beteiligungsmöglichkeiten für Bürger:innen aus eigener Erfahrung mit dem Windkraftprojekt auf unserem Hof in Rickenbach», so Priska Wismer. «Ideen, welche die Akzeptanz für erneuerbare Energien fördern, sind gesucht. Die Energiewende gelingt nur gemeinsam mit der Bevölkerung.» Das Parlament wird noch dieses Jahr mit der Beratung des Energiegesetzes beginnen. «Die Politik kann und muss hier einen wichtigen Beitrag leisten.»
Thomas Wälchli
Leiter Fachbereich Nachhaltige Energienutzung
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