Versorgungssicherheit mit Erneuerbaren höher als mit AKW
Fabian Lüscher,
Im vergangenen Jahr hat die ElCom betont, dass ungeplante AKW-Ausfälle das grösste Risiko für die Stromversorgungssicherheit der Schweiz darstellen. Die neue Studie der Schweizerischen Energie-Stiftung untermauert diesen Befund indem sie atombasierte mit erneuerbaren Szenarien für die zukünftige Stromversorgung der Schweiz vergleicht.
Sichere Versorgung ohne AKW
Die neue Studie des Forschungsteams um Mario Kendziorski und Christian von Hirschhausen hat nun vier Szenarien zur Dekarbonisierung des Schweizer Energiesystems bis 2035 modelliert und kommt zu zwei wesentlichen Ergebnissen:
- Eine Kooperation mit der EU hat für die Stromversorgung der Schweiz deutliche Vorteile.
- Die Stromversorgung wird resilienter, wenn man statt auf den Weiterbetrieb der alten AKW auf einen beschleunigten Ausbau von Photovoltaik-Anlagen setzt. Dies gilt vor allem, sollte eine Einbindung in den europäischen Strommarkt ausbleiben.
Im Vergleich zu einem verlängerten Betrieb der Atomkraftwerke ist ein auf Photovoltaik basierendes Energiesystem weniger anfällig dafür, dass grosse Erzeugungsmengen ungeplant ausfallen. Deshalb sind auch weniger teure Reserven in Form von Speicherwasser nötig. «Auf Reserve-Gaskraftwerke könnte sogar ganz verzichtet werden», so Kendziorski.
Ungeplante AKW-Ausfälle führen zu Problemen
Die Studienergebnisse erhalten aktuell in Frankreich eine eindrückliche Bestätigung: Wegen Sicherheitsmängeln liefern französische AKW 2022 voraussichtlich rund 80 TWh weniger Strom, als geplant. Erstmals seit Jahren hat Frankreich im ersten Halbjahr 2022 mehr Strom importiert als exportiert.
«Die Studie und die Situation in Frankreich zeigen: Die Schweiz sollte sich davor hüten, für ihre Stromversorgung einfach auf die alternden Atomkraftwerke zu setzen, solange wir kein Stromabkommen mit der EU haben», urteilt Fabian Lüscher, Fachbereichsleiter Atomenergie bei der SES. «Für die Schweiz gibt es derzeit nur eine Lösung: Den Ausbau der Erneuerbaren stark beschleunigen.»
Stephanie-Christine Eger
Leiterin Fachbereich Atomenergie
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