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Mehr Tempo beim Solarausbau und der Energieeffizienz

Léonore Hälg,

Während der Frühjahrssession hat sich der Nationalrat an zwei heisse Eisen gewagt. Erfreulich, dass er bei den Solaranlagen auf Dächern wie auch bei der Energieeffizienz endlich vorwärts macht. Denn beide Bereiche bieten grosse Potenziale für eine nachhaltige Stromversorgung.

Der sogenannte Mantelerlass kombiniert die Revision des Energiegesetzes mit der des Stromversorgungsgesetzes und regelt die Weiterentwicklung unseres Energiesystems. In diesem Zusammenhang behandelte der Nationalrat verschiedene Themen vom Ausbau der Erneuerbaren über Restwassermengen und den Naturschutz bis hin zum Messen des Stromverbrauchs. Ich möchte hier zwei Elemente dieser Gesetzesvorlage herauspicken, die wesentliche Neuerungen bedeuten würden in der Art, wie wir Strom produzieren und verbrauchen werden: der Solarstandard und der Markt für Effizienzdienstleistungen.

Solaranlagen als Standard auf Dächern und Parkplätzen

Der Nationalrat möchte die Kantone verpflichten, die Vorschriften für Solaranlagen auf Gebäuden und Parkplätzen zu verschärfen. Alle Kantone haben heute zwar Vorgaben betreffend Solaranlagen auf Neubauten. Diese unterscheiden sich jedoch erheblich von Kanton zu Kanton und erlauben in den meisten Fällen Kleinstanlagen auch auf grossen Gebäuden. Der Nationalrat setzt hier an, indem er vorschreibt, dass alle geeigneten Flächen für Solaranlagen genutzt werden müssen und dies nicht nur bei Neubauten, sondern auch bei erheblichen Umbauten – insbesondere auch bei Dachsanierungen. Dies ist aus unserer Sicht sinnvoll. Wenn man sowieso ein Gerüst erstellt, um ein Dach zu decken oder zu sanieren, soll man direkt auch Solarmodule darauf installieren. Dies fällt wirtschaftlich wenig ins Gewicht und entspricht unserem Ziel, möglichst die bereits bebauten Flächen für die Stromproduktion zu nutzen. Jährlich können so etwa 500 Gigawattstunden zusätzlich produziert werden.
Neben den Gebäuden setzt der Nationalrat aber auch bei Parkplätzen an. So sollen neue Aussenparkplätze ab 20 Parkfelder und bestehende ab 40 Parkfelder mit Solaranlagen überdacht werden. Dies macht zwar nur einen Teil der 64 Quadratkilometer aus, die in der Schweiz zum Abstellen von Autos zur Verfügung stehen. Das Stromproduktionspotenzial wird aber auf einige Terawattstunden pro Jahr geschätzt und der lokal produzierte Strom kann in Zukunft direkt zum Laden der parkierten Fahrzeuge dienen. Wir freuen uns, dass der Nationalrat auch diese bereits versiegelten Flächen für die erneuerbare Stromproduktion nutzen möchte.

Handel von Massnahmen zur Effizienzsteigerung

Neben dem Solarstandard hat sich der Nationalrat in seinen Beratungen an ein weiteres Thema gewagt, dass in den letzten Jahren eher stiefmütterlich behandelt wurde: die Energieeffizienz. Er möchte Elektrizitätswerke zu Massnahmen verpflichten, die den Energieverbrauch ihrer Endkund:innen senken. Erreichen die Elektrizitätswerke die vorgegebenen Effizienzziele nicht, müssen sie auf dem Markt Nachweise für andere erbrachte Effizienzsteigerungen erwerben. Dies bedeutet, dass auch private Unternehmen ihre Effizienz verbessern und ihren Aufwand als Zertifikat an Elektrizitätswerke verkaufen können. Zudem werden so die günstigsten Effizienzpotenziale als erste erschlossen, was aus volkswirtschaftlicher Sicht sinnvoll ist. Dies wird in anderen Ländern, wie Deutschland und Frankreich, aber auch USA, Australien und Brasilien, seit Jahren erfolgreich umgesetzt und kennen wir bereits von den Emissionshandelssystemen bei Treibhausgasemissionen. Dass nun auch die Schweiz im Effizienzbereich vorwärtsmachen möchte, ist erfreulich. Denn das Sparpotenzial ist riesig und die billigste und nachhaltigste Energie ist jene, die nicht verbraucht oder produziert wird.

Mit seinen Entscheidungen hat sich der Nationalrat für eine schnellere Gangart Richtung Dekarbonisierung des Energiesystems entschieden. Es liegt nun am Ständerat in der Differenzbereinigung mit der grossen Kammer Schritt zu halten.

Fachbereich Klima & erneuerbare Energien

Léonore Hälg

Leiterin Fachbereich erneuerbare Energien & Klima 
+41 44 275 21 24
leonore.haelg@energiestiftung.ch



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