energiestiftung.ch energiestiftung.ch Magazin 2024-01-Energie&Umwelt → Deutschland nach Atomausstieg
Atomausstieg Symbolbild

Deutschland nach Atomausstieg

Die deutsche Energiewende bleibt eine Erfolgsgeschichte: Der Atomausstieg wurde 2023 planmässig vollendet und die Kohleverstromung konnte stark reduziert werden.

Von Richard Thonig
Wissenschaflicher Mitarbeiter am Forschungsinstitut für
Nachhaltigkeit (RIFS), Helmholtz-Zentrum Potsdam

Erneuerbare Energien speisten in Deutschland im letzten Jahr 260 TWh Strom ein. Dies entspricht 60% des Strombedarfs – also etwa so viel, wie die Wasserkraft in der Schweiz abdeckt. Die Erzeugung aus Wind und Solar konnte seit dem Atomausstiegsbeschluss von 2011 um 120 TWh gesteigert werden. Sie macht in der Jahresbilanz den Beitrag der Atomkraft vor Fukushima von etwa 100 TWh mehr als wett.

Insbesondere der Ausbau der Photovoltaik erreichte 2023 einen neuen Rekord mit 13 GW neu installierter Leistung: von kleinen Balkonsolaranlagen zum Eigenverbrauch bis zu grossen Freiflächenanlagen.

Deutschland konnte auch von der Entspannung der Stromnachfrage bei seinen europäischen Nachbarn profitieren. Nach 20 Jahren wurde Deutschland erstmals zum Importeur und profitierte insbesondere im Sommer vom Überschuss an günstigem erneuerbarem Strom aus Skandinavien. Dies trug dazu bei, dass der Strompreis im Grosshandel nun wieder unter das Vorkrisenniveau von 2021 gefallen ist.

Der starke Ausbau der Erneuerbaren und die Entspannung bei der Nachfrage erlaubten, dass auch die Stromerzeugung mit der besonders klimaschädlichen Kohle reduziert werden konnte. Der Kohleanteil ist im Jahr 2023 nach einem zwischenzeitlichen Anstieg wegen der Gaspreiskrise auf den Stand Ende der 50er-Jahre gefallen. Somit haben sich auch die Emissionen des deutschen Strommix von 311 Millionen Tonnen CO2 in 2011 auf 179 Millionen im Jahr 2023 reduziert. Durch den stark gestiegenen Emissionshandelspreis rentieren die Kohlekraftwerke immer weniger und es ist zu erwarten, dass das Ausstiegsdatum 2038 deutlich vorgezogen werden kann.

Deutschland ist durch den Austausch mit seinen Nachbarn und dem beschleunigen Ausbau der Erneuerbaren auf gutem Weg, das selbstgesteckte Ziel von 80% Erneuerbaren bis 2030 zu erreichen und in den 2030er-Jahren ein CO2- und atomfreies Stromsystem zu günstigen Preisen zu etablieren.

Richard Thonig

Richard Thonig

Wissenschaflicher Mitarbeiter am Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit (RIFS), Helmholtz-Zentrum Potsdam