Es braucht mehr Energieeffizienz beim Heizen und Warmwasser.
Die Gebäude sind – neben dem Verkehrssektor – die grössten Produzenten von Treibhausgasemissionen in der Schweiz. Die Steigerung der Energieeffizienz im Gebäudebereich durch bessere Wärmedämmung und erneuerbare Heizs- und Warmwasseraufbereitungssysteme ist ein wichtiger Hebel für den Klimaschutz - und bringt Wertschöpung für die Schweiz.
Fossile Energieträger dominieren nach wie vor.
Der grösste Teil des Energieverbrauchs in Wohnbauten wird für Heizung und Warmwasser verwendet. Für die Bereitstellung der Heizwärme werden heute in der Schweiz noch zu zwei Drittel fossile, nicht erneuerbare Energieträger eingesetzt. Von den rund 1,7 Mio. Gebäuden mit Wohnnutzung werden knapp 40 Prozent mit Heizöl, 21 Prozent mit Gas, 7 Prozent mit Elektrizität und 18 Prozent mit Wärmepumpen geheizt (2017). Der Rest verteilt sich vorwiegend auf Holzheizungen (10 Prozent) und Fernwärme (4 Prozent). Auch Industrie, Gewerbe und Dienstleistungsbetriebe heizen vorwiegend mit Heizöl und Erdgas. Meist sorgt das Heizsystem auch für warmes Brauchwasser.
Energieeffizienz ist gut für das Klima und das Portemonnaie.
Die Gebäude in der Schweiz sind aufgrund fossiler Heizsysteme für rund einen Viertel der inländischen Treibhausgasemissionen verantwortlich (2020). Für das Erreichen der Klimaziele müssen diese also möglichst schnell durch erneuerbare Heiztechnologien wie Wärmepumpen ersetzt werden. Wärmepumpen sind nicht nur klimafreundlich, sie sind auch energieeffizienter als mit Heizöl und Erdgas betriebene Heizsysteme. Denn Wärmepumpen ziehen einen Grossteil der generierten Wärmeenergie direkt aus der Umgebung. Dank ihrem sehr sparsamen Betrieb sind Wärmepumpen auch über den Lebenszyklus gesehen billiger als fossile Heizsysteme (2020).
Das AKW Beznau 1 wegsparen.
Elektroheizungen haben einen vermeintlichen Wirkungsgrad von 90%. Mehr als zwei Drittel der Primärenergie (z.B. Uran/Kohle) gehen aber bei der Stromproduktion in Grosskraftwerken und bei Übertragung verloren. Das Einsparpotenzial bei Elektroheizungen in Haushalten liegt gemäss Bundesamt für Energie (2022) bei 2 Mia. Kilowattstunden (kWh). Erreicht werden diese Einsparungen durch bessere Wärmedämmung, Ersatz durch Wärmepumpen oder vollautomatische Holzpellet-Heizungen. Gross ist das Einsparpotenzial mit 50 Prozent auch bei Elektroboilern, die gesamthaft rund 2,5 Mia. kWh Strom verbrauchen. Gut 1,2 Mia. kWh können durch Sonnenkollektoren, Wärmepumpenboiler oder Holzheizungen eingespart werden. Das Einsparpotenzial von gesamthaft 3,7 Mia. kWh pro Jahr übertrifft die Jahresstromproduktion eines Blocks des AKW Beznau (je 3 Mia. kWh) deutlich. Die Erschliessung dieses Energiesparpotenzials ist aus diesem Grund wichtig, da die Stromnachfrage durch den Ersatz von fossilen Heizsystemen mit Wärmepumpen und die Elektromobilität vor allem im Winter sowieso zunehmen wird, während Wasserkraftwerke und Photovoltaik-Anlagen dann saisonbedingt weniger Strom produzieren. Jede eingesparte Kilowattstunde im Winter verringert den Bedarf an zusätzlichen Stromproduktionskapazitäten.
Heizen mit der Sonne.
Neben Neubau- und Sanierungsstandards wie Minergie-A und Minergie-P zur Halbierung des Energieverbrauchs, drängt sich die verstärkte Nutzung der Sonnenenergie auf. Thermische Kollektoranlagen liefern kostengünstig warmes Wasser und können daneben auch zur Heizungsunterstützung eingesetzt werden. Die Schweiz ist in dieser Beziehung noch ein «Entwicklungsland». Die thermische Sonnenenergieproduktion beansprucht die gleichen Flächen wie die Stromproduktion aus Solarenergie. Dieser Zielkonflikt kann mit sogenannten PVT-Modulen umgangen werden, welche sowohl thermische als auch elektrische Energie produzieren und dies mit einem höheren Wirkungsgrad.
Die SES sagt:
Fast die Hälfte (44 Prozent) des gesamten Endenergieverbrauchs stammt aus dem Schweizer Gebäudepark. Um die Energieeffizienz bestehender und neuer Gebäude erheblich zu verbessern, braucht es eine intelligente Mischung aus finanziellen Anreizen und technischen Vorschriften. Dazu müssen Bund und Kantone die Mustervorschriften (MuKEn) kontinuierlich weiter verschärfen. Ziel muss sein, ineffiziente Heizsysteme zu ersetzen und energetische Sanierungen zu beschleunigen. Denn bis 2035 muss der Gebäudepark ohne fossile Energien auskommen.
Léonore Hälg
Leiterin Fachbereich erneuerbare Energien & Klima
+41 44 275 21 24
leonore.haelg@energiestiftung.ch
Themenwelt Energieeffizienz Gebäude
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